Zinswende!

Lesen Sie den aktuellen Marktausblick zur Jahresmitte 2024 und erhalten Sie die Einschätzungen unserer Experten.

Deutschland

Im ersten Halbjahr ist die Inflation weiter zurückgegangen und stabilisiert sich bei aktuell 2,40 % (Stand Mai 2024). Die Konjunktur konnte im zweiten Quartal mit 0,3 % zum Vorquartal zulegen. Die gesamte Wirtschaft wird sich voraussichtlich im Verlauf des Jahres weiter erholen. So geht das Ifo Institut im laufenden Jahr von einem Wachstum in Höhe von 0,4 % aus und im kommenden Jahr sogar von 1,5 %. Gründe sieht es darin, dass höhere Löhne auch zu höherem Konsum führen werden und die sich zunehmend aufhellende Weltwirtschaft. 
Die Aktienmärkte laufen weiterhin sehr positiv. Hintergrund ist hier die Mischung aus positiveren Konjunkturprognosen und Zinssenkungsfantasien. Allerdings ist das Bild bei den Nebenwerte Indizes (TecDax und MDax) nicht so positiv. Dies liegt vor allem an der breiten Aufstellung der großen DAX-Konzerne, die weltweit produzieren und damit nicht von heimischen Rahmenbedingungen abhängig sind. Die bisherige Entwicklung im DAX ist durch die positiveren Gewinnentwicklungen fundamental untermauert. Auch sollten die DAX-Aktien von dem weltweiten Konjunkturumfeld profitieren. Nebenwerte werden erst bei stärkeren Zinssenkungen deutlicher profitieren können.

 

Europa

Im Euroraum ist die Inflation ebenfalls gesunken und lag im Mai bei 2,60%. Für das Jahr 2024 prognostiziert die EZB1 eine Inflationsrate von 2,5 %, für 2025 von 2,2 % und 2026 von 1,9 %. Auch bei der Kerninflationsrate, also der Inflation ohne Lebensmittel und Energie, geht die EZB von sinkenden Raten aus. Beim Wirtschaftswachstum prognostiziert sie dieses Jahr ein Wachstum von 0,9 % sowie weitere Steigerungen in den Folgejahren. Positiv hebt die EZB den robusten Arbeitsmarkt hervor. Das starke Lohnwachstum ist zwar negativ für die Inflationsentwicklung, allerdings auch positiv für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone.2 Aus diesem Grund senkte die Notenbank die Leitzinsen im Juni um 0,25 %, betont aber den Zins restriktiv zu halten, bis die Inflation mittelfristig bei der Zielmarke von 2,00 % ist. Analysten erwarten in diesem Jahr höchstens noch zwei weitere Zinsschritte von je 0,25 %. Die Schweizer Notenbank senkte Ihren Zins auf 1,25 % (vorher 1,50 %). Die Bank of England hält die Leitzinsen stabil.
Aufgrund der Konjunkturerholung in der EU und der moderaten Unternehmensbewertungen halten wir europäische Aktien für attraktiv.


1ecb.europa.eu
2bundesbank.de

 

USA

Auch in den USA sinkt die Inflation, verharrt aber aktuell auf einem höheren Niveau als z. B. in Europa. So lag die Rate im Mai bei 3,40 %. Daher zögert die Fed mit Zinssenkungen und viele Marktteilnehmer mussten ihre Prognosen revidieren. So gehen sie aktuell noch von 1 bis 2 Zinssenkungen im laufenden Jahr aus. Die Fed signalisierte klar, dass sie zunächst noch abwarten wird, bis die Daten eindeutiger sind. So zeigt sich der Arbeitsmarkt sehr robust, aber nicht mehr überhitzt. Allerdings sinkt die Hypothekenkreditvergabe aufgrund der hohen Zinsen. Die Fed muss also weiter den Spagat schaffen, die Inflation zu bekämpfen und dabei die Wirtschaft nicht abzuwürgen.
Einige Analysten gehen davon aus, dass der Aufwärtstrend an den amerikanischen Börsen anhält. Als Gründe hierfür werden die guten Wirtschaftsdaten angeführt, die eine Rezession unwahrscheinlicher machen. Hinzu kommen Zinssenkungsfantasien. Speziell die Megathemen Technologie bzw. Künstliche Intelligenz können weiterhin Wachstumstreiber für die Aktienmärkte sein. Wir trauen den amerikanischen Märkten auch weiterhin mehr zu als den europäischen Märkten.

 

Asien/Schwellenländer

Die chinesische Wirtschaft stabilisiert sich. Die „Achillesferse“ bleibt der Immobiliensektor. Hier versucht der Staat durch Maßnahmen eine Stabilisierung zu erwirken. Die wirtschaftlichen Stimuli zeigen Wirkung und das Wachstum in China zieht merklich an. Im Mai kündigten die Behörden Maßnahmen zur Rettung des Immobilienmarktes an. Die Notenbank hob die landesweite Untergrenze für Hypothekenzinsen auf und senkte die Mindestanzahlung für den Erwerb von Erst- und Zweitwohnungen durch Privatpersonen. Zusätzlich gibt es Kreditprogramme an staatliche Unternehmen, damit diese Unternehmen unverkaufte Wohnungen von Bauträgern erwerben und in erschwinglichen Wohnraum umwandeln können. Dadurch wird sich das staatliche Defizit wahrscheinlich auf 8,60 % ausweiten. Unklar ist, wie sich der Handelskonflikt mit den westlichen Staaten entwickelt. Wir sind daher bei Investments in China sehr zurückhaltend.
Besonders gut entwickelt sich der japanische Aktienmarkt. Ein Grund hierfür ist das Festhalten an der lockeren Geldpolitik über niedrige Zinsen, was aufgrund der niedrigen Inflation im Vergleich zu Europa und den USA möglich ist. Daneben ist der japanische Staat sehr hoch verschuldet, was Zinserhöhungen erschwert.
Spannend kann die Beimischung von Schwellenländerfonds aus Diversifikationsgründen sein. Auch sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (Bewertungsmaßstab für den Preis von Aktien) moderat, Aktien sind also nicht teuer. Auch das Gewinnwachstum wird sehr robust erwartet.  

 

Zusammenfassend stellen wir Folgendes fest:

Im Aktienbereich sollte weltweit in Titel investiert werden, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell vorweisen können. Schwerpunkte sollten demnach Unternehmen mit soliden Dividenden und möglichst konjunkturunabhängigen Geschäftsmodellen sein. Interessant könnten Nebenwerte mit hohem Marktanteil in ihrem Segment werden, erfahrungsgemäß erholen sich diese Titel schneller von einer schwachen Konjunkturphase. Auf der Rentenseite sind Fonds, die in Papiere mit flexiblen bzw. gemischten Laufzeiten investieren, interessant. Im Mischfondsbereich tendieren wir zu flexiblen bzw. auch ausgewogenen Investmentansätzen. Beimischungen im Technologiesektor oder auch in Schwellenländerfonds können für gewinnorientierte bzw. spekulative Anleger nach wie vor interessant sein, soweit ein annehmbares Kurs-/Risikoverhältnis besteht. 

 

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