Deutschland
Die Inflation in Deutschland ist gegenwärtig rückläufig. Sie reduzierte sich im Oktober auf 3,80%, was unter anderem auf die gefallenen Energiekosten zurückzuführen ist. Die Kerninflationsrate drückt die Inflation ohne Lebensmittel und Energie aus und beläuft sich auf aktuell 4,30%. In den nächsten Monaten ist mit höheren Lohnabschlüssen zu rechnen, da sich die Gewerkschaften aufgrund der Inflation und des Fachkräftemangels in einer starken Position befinden. Daher ist auch im kommenden Jahr von Inflationsraten über 2% auszugehen, wobei die Kerninflation weiter oberhalb der allgemeinen Inflationsrate liegen dürfte. Deutschland befindet sich im Winterhalbjahr in einer Rezession. Unklar ist die weitere Konjunkturentwicklung. Während der Internationale Währungsfonds sowie die Bundesregierung im nächsten Jahr mit einem geringen Wachstum rechnen, gibt es auch pessimistischere Prognosen. Unternehmensgewinne zeigen sich aktuell noch robust. Als exportlastige Wirtschaftsnation spielen die internationalen Krisen sowie der politische Umgang mit ihnen für unsere Unternehmen eine bedeutende Rolle. Ebenfalls wirkt die Tendenz zur Deglobalisierung - neben den bekannten Belastungsfaktoren wie hohe Energiepreise oder Fachkräftemangel - belastend. Wir glauben dennoch an die Anpassungsfähigkeiten der Unternehmen. Gerade große Konzerne können aufgrund ihrer internationalen Präsenz flexibel auf sich verändernde Bedingungen reagieren. Wir rechnen daher mit einer Seitwärtsbewegung (Kursnotierungen auf einem Niveau ohne größere Schwankungsbreite) am deutschen Aktienmarkt in den nächsten Monaten.
Europa
In Europa ist die Inflationsrate stärker gesunken und lag im Oktober bei 2,90%; die Kerninflation bei 4,20%. Damit ist der Preisauftrieb auf breiter Front nach wie vor gegeben und wird vermutlich zu längerfristig hohen Inflationsraten führen. Die Konjunktur in Europa wird sich im kommenden Jahr wohl weiter abschwächen, da die Zinserhöhungen ihre Wirkung entfalten. Aufgrund der hohen Inflation steht die EZB vor dem Spagat die Wirtschaft nicht zu stark zu bremsen, die Inflation dennoch einzudämmen. Auch rücken die hohen Staatsschulden wieder mehr in den Fokus der Anleger, so steigen die Zinsen für italienische Staatsanleihen wieder an. Hier kann die EZB mit ihren Kaufprogrammen gegensteuern. Die aktuellen geopolitischen Krisen sind Risiken sowohl für die politische Einheit der EU als auch für die wirtschaftliche Entwicklung. So könnten steigende Ölpreise aufgrund des Nahost-Konfliktes zu einer temporären Erhöhung der Inflation beitragen. Wir gehen von längerfristig stabilen Zinsen aus. Für die Unternehmen im EuroStoxx 50 (50 große europäische Unternehmen) erwarten Marktteilnehmer ein Gewinnwachstum von 6%. Europäische Unternehmen sind zudem nicht hoch bewertet. Vor dem Hintergrund der Risiken gehen wir von einer Seitwärtsbewegung an den europäischen Aktienmärkten aus.
USA
In den USA ist die Inflation überraschend wieder angestiegen und lag per Oktober 2023 bei 3,70%, die Kerninflation bei 4,10%. Die Anleiherenditen für 10-jährige US-Staatsanleihen übersprangen zeitweise die Marke von 5%. Das Wirtschaftswachstum und der Stellenaufbau zeigen sich sehr robust, so dass sich für die weitere Zinspolitik keine richtungsweisenden Signale ergeben. Aktuell gehen viele Marktteilnehmer von einem Soft-Landing der Wirtschaft im nächsten Jahr aus. Soft-Landing bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung nicht mehr so stark wächst, aber weiterhin positiv bis neutral bleibt. Die entscheidende Frage ist, ob die Notenbanken es schaffen, die Inflation einzudämmen, ohne dass es zu starken Wirtschaftsabschwüngen kommt. Dabei gilt es zu bedenken, dass Zinserhöhungen erst nach ca. 12 Monaten ihre volle Wirkung entfalten. Es besteht also die Gefahr, die Zinsen zu stark anzuheben und so eine Rezession auszulösen, bzw. die Zinsen zu wenig anzuheben und so längerfristig eine hohe Inflation zu haben. Im Falle der Rezession steigt die Arbeitslosigkeit, im Falle einer länger andauernden Inflation sinkt die Kaufkraft der Bürger. Allgemein wird erwartet, dass die US-Notenbank die Zinsen erst bei einer Kerninflationsrate zwischen 2,5% und 3% senken wird. Speziell amerikanische Technologieaktien haben sich dieses Jahr schon sehr stark entwickelt, sie sind somit teurer als europäische Aktien. Da Aktien Konkurrenz von den Anleihen erhalten, könnten Anleger Ihre Positionen überprüfen und ggfs. Aktienquoten vorübergehend reduzieren.
Asien/Schwellenländer
Die chinesische Wirtschaft stabilisiert sich leicht. Die „Achillesferse“ bleibt der Immobiliensektor. Hier versucht der Staat durch Maßnahmen eine Stabilisierung zu erwirken. Die Aussichten sind uneindeutig, da die strukturellen Probleme nicht behoben wurden. Besonders gut entwickelt sich der japanische Aktienmarkt. Ein Grund hierfür ist das Festhalten an der lockeren Geldpolitik über niedrige Zinsen, was aufgrund der niedrigen Inflation im Vergleich zu Europa und den USA möglich ist. Daneben ist der japanische Staat extrem verschuldet, was Zinserhöhungen erschwert. Aber die Währung Yen ist stark gefallen, dies führt dazu, dass die Kursgewinne von Aktien für Anleger in Euro schmälern. Insgesamt bleibt die Lage fragil, so dass große Engagements in Asien kritisch sein könnten.
Zusammenfassend stellen wir Folgendes fest:
Im Aktienbereich sollte weltweit in Titel investiert werden, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell vorweisen können. Schwerpunkte sollten demnach Unternehmen mit soliden Dividenden und möglichst konjunkturunabhängigen Geschäftsmodellen sein. Interessant könnten Nebenwerte mit hohem Marktanteil in ihrem Segment werden, erfahrungsgemäß erholen sich diese Titel schneller von einer schwachen Konjunkturphase. Auf der Rentenseite sind Fonds, die in Papiere mit flexiblen bzw. gemischten Laufzeiten oder auch variabel verzinsliche Anleihen investieren, interessant. Im Mischfondsbereich tendieren wir zu flexiblen bzw. auch ausgewogenen Investmentansätzen. Beimischungen im Technologiesektor oder auch in Schwellenländerfonds können für gewinnorientierte bzw. spekulative Anleger nach wie vor interessant sein, soweit ein annehmbares Kurs-/Risikoverhältnis besteht.
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